Im Herbst an Bienen im Frühling denken: Warum das Pflanzen von Frühblühern jetzt so wichtig ist

Bienenfutter aus dem Automaten


Gastbeitrag von Andreas Geller, Wildbienenscout und Ausbilder bei Evenius Sonnenstraße GmbH

Gartenhandschuhe ausgepackt, es ist Pflanzzeit: In diesen Tagen läuten die letzten warmen Sonnenstrahlen den Herbst ein. Damit Bienen & Co. im nächsten Frühling wieder Kraft und Nektar tanken können, dürfen wir die Bestäuber mit bienenfreundlichen Frühblühern unterstützen. In Biebertal wartet der frisch befüllte Bienenfutterautomat mit Krokussen bereits auf neugierige Passant:innen, die ihren Garten, Wiese oder Balkon aufblühen lassen wollen.

Krokusse bilden Knollen. Sie treiben an mehreren Stellen aus, so dass man im Frühling gleich mehrere Krokusblüten aus einer Knolle bekommt (Zwiebeln treiben nur an einer Stelle). Die Knollen kann man sogar teilen, dann vorm Pflanzen 2-3 Tage antrocknen lassen.

Biebertal. Der Herbst ist da und damit Zeit an die Bienen im Frühjahr zu denken und Frühblüher zu pflanzen! Doch warum sind ausgerechnet Frühblüher so wichtig für Bienen? „Bienenfreundliche Krokusse und andere Frühblüher sind eine extra frühe Bienennahrung und besitzen einen hohen Pollen- und Nektarwert“, erklärt Christian Bourgeois von der Initiative Bienenretter des Frankfurter Instituts für nachhaltige Entwicklung. Gerade völkerbildende Arten wie Hummeln und Honigbienen benötigen im zeitigen Frühling Pollen und Nektar.

Toskanischer Krokus = Crocus etruscus ,viel Pollen und Nektar, vermehrt sich sehr gut

Besonders nach Dürrejahren sind Frühblüher wichtig, wenn andere Pflanzenarten vertrocknet sind und somit als Nahrungsquelle ausfallen. Die Verschiebung der Jahreszeiten, mit wärmeren und kürzeren Wintern, bringt die von der Natur ausgetüftelte Synchronisation zwischen Bienenschlupf und Pflanzenblüte durcheinander. „Biene und Blüte finden zeitlich nicht mehr zueinander.“, sagt Bourgeois.

Die Dürre der letzten Jahre hat leider auch viele frühblühende Pflanzen absterben lassen. Frühblüher mit Knollen und Zwiebeln wie Krokusse halten eine sommerliche Dürre jedoch besser aus als andere Pflanzenarten. „Sie haben den großen Vorteil, Wasser und Nährstoffe speichern und somit Dürren und Frösten zugleich trotzen zu können.“, erzählt Bourgeois. Gerade die häufigeren Frosteinbrüche können die Völker mit wenig Pollen-Vorrat, die sich bereits in der Brutablage befinden, empfindlich treffen. Da sind die robusten Krokusse eine willkommene Nahrungsunterstützung.

„Vielerorts wird es aufgrund der Dürre dieses Jahres im nächsten Frühjahr an ausreichend Futter für die kleinen Freunde fehlen.“, erklärt Andreas Geller, Evenius Sonnenstrasse GmbH, Betreiber des Bienenfutterautomaten in Biebertal. Mit dem Bienenfutterautomaten in Schindwasen 6 können wir dem entgegenwirken: Für 50 Cent können Passant:innen aus dem ehemaligen Kaugummiautomaten eine Kapsel mit einer Krokus-Knolle ziehen und bei sich Zuhause einpflanzen. Damit möchten die NABU Rodheim-Bieber und die Evenius Sonnenstrasse GmbH, die Nahrungsvielfalt für Insekten auf spielerische Art erhöhen: “Seit Agust 2025 hängt der gelbe Automat bei uns und lockt regelmäßig zahlreiche Bienenfreunde:innen  an”, erzählt Bienenscout Andreas Geller.

Pünktlich zum Herbstbeginn wartet der frisch gefüllte Automat Am Schindwasen 6 auf Passant:innen, die sich im bienenfreundlichen Gärtnern versuchen wollen. In den letzten Saatkugeln im Frühjahr und Sommer waren bunte Blühmischungen zum Aussäen enthalten. Die aktuellen Saatgutkapseln mit bunten Krokussen können ab sofort gepflanzt werden. 

Für Wildbienen geeignete Arten von links: Knollen von Balkan-Windröschen = Anemone blanda;
Zwiebeln von Wild-Narzissen, Wild-Tulpen und Schneeglanz = Chionodoxa luciliae

Die Krokus-Knollen wie auch Zwiebeln von anderen Frühblühern eignen sich für Garten, Rasen, Beet sowie Balkon- und Blumenkästen mit durchlässigem Boden. Dabei gilt eine Faustregel dreimal so tief in die Erde wie die Knolle oder Zwiebel dick ist. Krokus-Knollen können bis in den Dezember hinein gesteckt werden, solange der Boden frostfrei ist. Anemonen-Knollen sollten vor dem Stecken über Nacht eingeweicht werden.

Winterlinge sollten Sie sich in der Blüte schenken lassen, genau wie Schneeglöckchen. Im Herbst gesetzte Knollen und Zwiebeln treiben nicht zufriedenstellend aus.

Die gelben Automaten in Biebertal sind Teil eines bundesweiten Bienenfutterautomaten-Netzwerks aus über 300 Standorten, die von Vereinen, Schulen, Kommunen, Unternehmen oder Privatpersonen mit viel Engagement betrieben werden. Der erste Automat hängt seit 2019 in Dortmund: gebaut und betrieben vom Dortmunder Erfinder Sebastian Everding. Was zunächst als Einzelstück erdacht war, entwickelte sich Anfang 2020 in fachlicher Kooperation mit dem Bienenretter Ökologie- und Bildungsprojekt von FINE e.V. zu einem bundesweiten Projekt mit über 200 Standorten. Das Sozialunternehmen ‘Bienenretter Manufaktur’ stellt das Füllmaterial mit heimischen Pflanzen zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. Vom Verkauf jeder Kapsel geht ein Förderbeitrag an die Bienenretter Bildungsarbeit.

 “Das Projekt hat uns sofort begeistert, da wir so einen wertvollen Beitrag gegen das Insektensterben leisten können”, betont Bienenscout Andreas Geller. Jetzt zum Herbstanfang lohnt sich ein Herbstspaziergang zum nächsten Bienenfutterautomaten. “Gemeinsam können wir unsere Orte nach einem grauen Winter aufblühen lassen, dafür ist jetzt die Zeit zu handeln”.

Weitere Informationen zum Bienenfutterautomaten finden Sie unter bienenautomat.de oder unter bienenretter.com/bienenautomat/

Fotos Winfried Senger (1), Eveline Renell (2-5)

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