Kaum noch Hecken in Biebertal – und wo bleibt das Rebhuhn?

Mit 44,5% der Stimmen gewann das Rebhuhn die Abstimmung des Nabu für den „Vogel des Jahres 2026“.
Bis in die 1990er Jahren war es häufig bei uns zu sehen und zu hören, dann brach der Bestand ein. Die intensive Landwirtschaft mit hohem Pestizideinsatz*1) und ausgeräumten Agrar-Landschaften machen es dem Rebhuhn schwer, Nahrung und Nistplätze – dichtes Gebüsch und Hecken – zu finden. “ (Nabu-Veröffentlichung)

Für die Gestecke zur 40-Jahr-Feier des Natur-und Vogelschutzvereins Fellingshausen habe ich unterwegs alle Früchte aufgesammelt, die zum Thema passen. Hagebutten, Weißdorn, Schlehen, Pfaffenhütchen und Schneeball-Früchte wollte ich aber frisch verwenden und bin in Biebertal umher gefahren, um kleine Mengen abzuschneiden. Das war gar nicht einfach, es gibt nämlich kaum noch Wildstrauchhecken. Natürlich wurden auch hier mal Hecken gepflanzt, doch das liegt Jahrzehnte zurück. In der Heckenpflege kennt man den Begriff „auf den Stock setzen“ oder aus Schleswig-Holstein den „Knick“. In beiden Fällen werden die Heckenpflanzen nach etwa 10 Jahren verjüngt. Früher nutzten die Menschen das dabei gewonnene Holz zum Heizen und verwendeten auch die Wildfrüchte selber. Für die Tiere blieb noch genug übrig. Vor allem im Norden waren die Knicks/Wallhecken wichtig, um den Wind abzufangen und damit ein Wegfliegen der wertvollen Ackererde zu verhindern. Heute sind die Hecken wegen der großen Landmaschinen bei der Feldbewirtschaftung hinderlich.

Die Heckenrose = Rosa canina
Schlehen = Prunus spinosa, verwandt mit Kirschen und Pflaumen

Man teilt eine Hecke grundsätzlich in drei Lebensräume, so genannte Zonen, ein: Saum-, Mantel– und Kernzone. Die Tiere der Hecke lassen sich nicht streng einer Zone zuordnen, weil sie beispielsweise in der einen Zone brüten und in der anderen Nahrung suchen (oder sogar die Hecke dafür ganz verlassen).*2)
In der Kernzone stehen oft auch Bäume. Das erfordert eine relativ breite Hecke. Bei uns sind die Hecken viel zu schmal, so dass irgendwann die Bäume durchwachsen und die Heckenpflanzen verdrängen. Also muss man eingreifen. Bei einer Hecke im eigenen Garten macht ihr das auch, indem ihr die Sämlinge von Ahorn, Birken oder Eichen auszieht. „Ganz Europa wäre Wald“, wenn der Mensch in seiner Kulturlandschaft nicht regelmäßig Eingriffe vornähme. Das mag manche Leute auf die Palme bringen, aber n u r Wald ist ein recht artenarmer Lebensraum. Die Vielfalt – der Landschaftselemente – macht es. Und bei der Hecke haben wir normalerweise eine Sonnen- und eine Schattenseite. Diese Lichtverhältnisse sorgen für unterschiedliche Pflanzen und Tiere.

Meiner Ansicht nach sollte man sich in der Gemeinde – die Umweltbeauftragte z.B., aber auch der Nabu und die Naturschutzvereine – überlegen, wo man Hecken neu anlegen oder alte wieder in einen Frucht tragenden Zustand versetzen kann. Übrigens, die Fotos oben entstanden unterwegs in der Rhön. Bei uns habe ich so üppig tragende Sträucher in diesem Jahr nicht gefunden.

Fotos oben: Eine Wildrose, deren Namen wir bis heute nicht herausgefunden haben; Früchte des Pfaffenhütchens = Euonymus europaeus, ungewöhnlich die Kombination aus pinker Frucht und orangfarbenen Samen; dasselbe in leuchtender Herbstfärbung; eine Rosengalle*4) auf der Hundsrose; ein Zweig mit Früchten vom Weißdorn (Fellingshausen 2025)

Haben Sie im eigenen Garten eine Hecke aus Kirschlorbeer oder Thuja? Ich vertrete nicht die Ansicht, alles gleich platt zu machen. Aber wenn im Inneren nur Rasen vor der Hecke ist, dann kann man einzelne Sträucher entfernen und durch einen Wildstrauch ersetzen. Wenn Sie den 1-2m nach innen versetzen, kann er sich in seiner natürlichen Wuchsart entwickeln. Bitte pflanzen Sie in einem kleinen Garten weder Schlehe noch Hundsrose, auch wenn das oft empfohlen wird. Dabei wird außer Acht gelassen, wie sehr die Schlehen sich ausbreiten und wie oft man an den stacheligen Ranken der Rosen hängenbleibt. *3) Das Europäische Pfaffenhütchen ist dagegen sehr schön, ebenso der Weißdorn, Liguster, Kornellkirsche und viele andere. Wenn Sie den empfohlenen Abstand einhalten, haben Sie jahrelang nicht mehr zu schneiden.

*1) Falls Sie unterwegs quittegelbe Felder sehen: Hier wurde Glyphosat als Unkrautbekämpfungsmittel gesprüht. Und jetzt nur den Landwirten die Schuld geben? Die arbeiten meistens am Limit, weil sie keine Leute finden, die die zusätzliche Arbeit mechanischer Unkrautbekämpfung machen und die dadurch entstehende Verteuerung der Produkte auch selten bezahlt wird.

*2) Tierchenwelt.Tiere der Hecke

*3) In dieser Liste sind schöne Alternativen zur Hundsrose genannt nabu.de/Umwelt-Garten-Pflanzen/Zierpflanzen

*4) eine Rosengalle ist eine zottelige, gallenartige Wucherung an Rosenzweigen, die durch die Larven der Rosengallwespe verursacht wird. Diese Gallen, auch als Rosenapfel oder Schlafapfel bekannt, bieten den Larven Schutz und Nahrung und werden nicht vom Menschen entfernt, da sie der Pflanze keinen nennenswerten Schaden zufügen. Die Gallen sind auch für das komplexe Ökosystem der Wespengallen von Bedeutung, da sie eine Nahrungsquelle für andere Insekten darstellen. Gemeine_Rosengallwespe

Fotos Eveline Renell

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